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Grußwort von Botschafter Zingraf zum Tag der Deutschen Einheit

Botschafter Zingraf

Botschafter Zingraf, © Botschaft Tirana

03.10.2020 - Rede

Liebe Freunde hier im Garten und am Bildschirm,

wir feiern heute einen besonderen Tag der deutschen Einheit. Genau 30 Jahre ist es her, dass Deutschland am 3. Oktober 1990 wiedervereint wurde. Voraussetzung war der Fall der Berliner Mauer und des eisernen Vorhangs, Folge war am Ende auch die Wiedervereinigung Europas. Wir haben erst vor wenigen Wochen, im Juli, hier in der Botschaftsstraße in Tirana an den Sturm Tausender Menschen auf die Botschaften am 2. Juli 1990 erinnert, auch für Albanien der Beginn von etwas ganz Neuem und schließlich die Rückkehr aus der Isolation in die europäische Staatengemeinschaft.

Den üblichen großen Empfang hier zum 3. Oktober kann es wegen der Corona-Pandemie nicht geben. Stellvertretend für viele begrüße ich hier deshalb einige besondere Partner:

  • Zum einen die hier in Albanien aktiven deutschen Institutionen (DAAD, DIHA, DW, FES, GIZ, GZ, KAS, KfW, ZfA). Ich danke Ihnen für Ihr engagiertes Wirken im Land und für unsere gute Zusammenarbeit.
  • Zum anderen einige deutsche Landsleute, die in internationalen Organisationen oder in der Wirtschaft tätig sind, als Stellvertreter der deutschen Community.
  • Besonders freue ich mich, Frau Dr. Irida Laçi-Lika, Europa-Direktorin aus dem albanischen Außenministerium, hier bei uns zu haben. – Liebe Frau Laçi, Sie stehen stellvertretend für das ganze offizielle Albanien und sprechen dazu auch noch sehr gut Deutsch!
  • Als besonderen Ehrengast freue ich mich, meine französische Kollegin begrüßen zu können, Botschafterin Christina Vasak. Liebe Christina, kurz vor dem Abschluss Deiner erfolgreichen Tätigkeit in Tirana möchte ich Dir noch einmal sehr herzlich für die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen unseren Botschaften danken und Dir alles Gute für Deine nächste Station wünschen! Du stehst heute Abend aber nicht nur für die enge deutsch-französische Partnerschaft, sondern wegen der Corona-Beschränkungen auch für alle diplomatischen und internationalen Partner und Freunde, die wir gerne hier gehabt hätten.
  • Viele andere unserer Partner fehlen hier noch, ich möchte besonders die aus vielen Bereichen der albanischen Zivilgesellschaft erwähnen – der Kontakt zu ihnen hat für uns immer höchste Bedeutung.

Liebe Freunde, wir blicken auf ein außergewöhnliches Jahr zurück mit hohen Belastungen für Albanien und für die ganze Welt. Zunächst kam das schwere Erdbeben, dann die Corona-Pandemie, die uns alle weiter fest im Griff hat.

Wenig ist geblieben, wie es war, aber die Albanerinnen und Albaner haben in diesen Krisenzeiten wieder erlebt, dass die Europäische Union ihr strategischer, zuverlässiger und solidarischer Partner ist. Die Erdbeben-Nothilfe und -Wiederaufbauprogramme, die akute Corona-Hilfe im medizinischen Bereich, die langfristigen Programme zur Linderung der sozialen und wirtschaftlichen Folgen – die Europäische Union geht voran und steht fest an der Seite Albaniens.

Deutschland ergänzt das herausragende Wirken der EU durch seine bilateralen deutsch-albanischen Programme. Unser starkes Engagement im Land wird durch die hier versammelten deutschen Institutionen versinnbildlicht, allein im Bereich der wirtschaftlichen Zusammenarbeit hat die Bundesregierung seit 1988 über eine Mrd Euro in Form von Zuschüssen und Krediten in ALB investiert, was Deutschland zum größten bilateralen Geber gemacht hat. Auch an der laufenden Erdbeben- und Corona-Hilfe beteiligen wir uns mit substanziellen Beiträgen.

In diesen Monaten nimmt Deutschland mit der Ratspräsidentschaft eine besondere Rolle in der EU ein. Die EU hat am 25. März Albanien das Ja zur Aufnahme von Beitrittsverhandlungen gegeben. Die Perspektive der EU-Integration bestimmt unser Handeln – nicht erst seit März, und auch in Zukunft weit über unsere EU-Ratspräsidentschaft hinaus. Unser entwicklungspolitisches Wirken zielt weiter darauf ab, die konkreten Lebensbedingungen der Menschen hier im Land zu verbessern und Albanien bei der Einführung und Umsetzung von EU Standards zu unterstützen.

Der Rat Rat der EU hat Albanien am 25. März 2020 Bedingungen mit auf den Weg gegebenen. Diese wurden zum Teil schon vom deutschen Bundestag im letzten Jahr formuliert und hier im Land einstimmig als „Roadmap“ für den albanischen Reformkalender akzeptiert: die Erfüllung der Bedingungen liegt im essentiellen Eigeninteresse der Albanerinnen und Albaner für die Gestaltung der Zukunft ihres Landes. Ich fordere deshalb alle politisch Verantwortlichen und alle relevanten Institutionen dazu auf, diese nationale Priorität gemeinsam umzusetzen und die Reformen weiter entschieden und glaubhaft voranzutreiben. Nur so können die Menschen wieder das nötige Vertrauen in Politik und Justiz fassen.

Freie, faire und friedliche Wahlen am 25. April 2021 sind ganz zentral für die politische Zukunft des Landes, das vor wichtigen Herausforderungen steht: Erdbebenwiederaufbau, Corona-Folgen-Bewältigung, Start und Gestaltung der EU-Beitrittsverhandlungen. Die weiteren Schritte in der Umsetzung der im ‚Politischen Rat‘ erreichten Vereinbarung zum Wahlrecht vom 5. Juni müssen deshalb in einem konstruktiven Geist der Inklusion fortgeführt werden. Die Zeit ist knapp bis zu den Wahlen, vieles ist noch zu tun.

Lassen Sie mich zum Schluss noch einen Blick auf Kultur, Schule und Bildung werfen. Die Corona-Pandemie hat die Schulen und Universitäten, die Theater und Konzerthallen besonders hart getroffen. Die dt.-alb. Zusammenarbeit bleibt eng und wir freuen uns über das hohe Interesse an deutscher Kultur und Sprache in Albanien. Den traditionellen Kulturmonat ‚Deutscher Oktober‘ wird es trotz Corona geben, informieren Sie sich über das vielfältige Angebot von Online- und Open-Air-Veranstaltungen in unserer App ‚Tetori Gjerman‘ und auf unserer Internetseite www.tetori-gjerman.com!

So schwer es uns fällt, hier heute darauf zu verzichten, mit vielen Hunderten Freunden zu feiern, so klar ist es für uns, dass nur wir alle zusammen die Corona-Folgen begrenzen können. Helfen Sie bitte mit, durch die Befolgung der Hygieneregeln – vor allem Abstand, Maske, Hände waschen –, sich selber und andere zu schützen. Die Corona-Gefahr ist nicht gebannt. Wir brauchen im Kampf gegen das gefährliche Virus einen langen Atem. Unterstützen wir daher das an seiner Belastungsgrenze arbeitende medizinische Personal, indem wir mit der neuen Corona-Realität verantwortungsvoll umgehen.

Lassen Sie uns jetzt aber anstoßen auf die deutsch-albanische Freundschaft! Gëzuar!

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