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Grußwort von Botschafter Peter Zingraf beim Empfang zum Tag der Deutschen Einheit in der Residenz, 03.10.2019

Rede

Sehr geehrter Herr Präsident
Sehr geehrter Herr Parlamentspräsident
Sehr geehrter Herr Premierminister
Sehr geehrte Damen und Herren Minister
Sehr geehrte Abgeordnete des albanischen Parlaments
Dear colleagues of the diplomatic community
Liebe deutsche Landsleute
Sehr geehrte Damen und Herren
Liebe Gäste

Meine Frau und ich freuen uns sehr, Sie hier so zahlreich im Veranstaltungssaal unserer Botschaft begrüßen zu können. Wir sind seit wenigen Wochen hier und können jetzt schon sagen, dass uns die Gastfreundschaft und Willkommenskultur dieses schönen Landes einen sehr guten Start beschert hat. Herzlichen Dank!

Wir feiern heute den Tag der deutschen Einheit. Der spektakuläre Beginn des Einigungsprozesses für Deutschland und Europa war der Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 vor fast genau 30 Jahren. Niemand hatte ein schnelles Ende des Eisernen Vorhangs vorausgesehen, aber im Rückblick erkennen wir wichtige vorherige Entwicklungen, deren verbindendes Element ist, dass Menschen für ihre Freiheit auf die Straße gegangen sind und Risiken auf sich genommen haben. Ich nenne beispielhaft die Solidarność-Bewegung und den Runden Tisch in Polen, die Protestdemonstrationen in der DDR, vor allem im Oktober 1989 in Leipzig, und die tausenden DDR-Bürger, die über die Botschaften der Bundesrepublik Deutschland in Warschau und Prag aus der DDR geflohen sind.

An dieser Stelle möchte ich einen Bogen nach Tirana schlagen: wie Sie alle wissen, ist auch hier eine Mauer gefallen, eine kleinere und etwas später. Es ist die Mauer hinter dem Residenzgebäude. Im Juli 1990 durchbrach sie ein LkW mit etwa 40 Menschen an Bord. Am Ende waren über 3000 albanische Bürger auf diesem Gelände. Durch internationalen Druck sah sich das kommunistische Regime gezwungen, sie nach Deutschland ausreisen zu lassen. Weitere ca. 1500 albanische Bürger waren in andere Botschaften geflüchtet, vor allem in die italienische und die französische.

Albanische Historiker sagen, dass die Botschaftsflüchtlinge der Anfang vom Ende des Regimes waren.

Die Geschichte von zwei Mauern, die durchbrochen wurden, erinnert uns an das, worum es beim Zusammenwachsen von Europa ging und worum es auch bei der Erweiterung der Europäischen Union geht: um Freiheit, um Demokratie, um Selbstbestimmung der Menschen und um die Möglichkeit, für sich und seine Familien und Kinder eine Zukunft in Wohlstand und Frieden zu erarbeiten.

Nach dem Niederreißen von Mauern sind Brücken gebaut worden: die erste große war für uns die deutsche Einheit vom Oktober 1990, die wir heute feiern. Ich danke Ihnen allen und ganz besonders dem Staatspräsidenten, dem Parlamentspräsidenten und dem Premierminister, dass Sie mitfeiern!

Ich nutze diese Gelegenheit, um auf die Kulturveranstaltungen des Deutschen Oktobers hinzuweisen, der in diesem Jahr unter dem Motto „Von Mauern zu Brücken“ steht: die Programme stehen heute Abend für Sie bereit, wir laden Sie auch ein, sich die Deutsche-Oktober-App herunterzuladen, dann haben Sie immer die aktuellsten Informationen!
Wir haben eben von Tausenden von Menschen gesprochen, die 1990 Albanien verlassen haben. Die Emigration hält bis heute an, Deutschland ist eins der Hauptzielländer.

Albanische Fachkräfte sind in Deutschland sehr willkommen. Aber wir wissen, dass hier zum weiteren Aufbau des Landes gut ausgebildete Menschen gebraucht werden. Im Rahmen unserer Entwicklungszusammenarbeit – Deutschland ist größter bilateraler Geber für ALB – ist unser Ziel, die Lebensbedingungen der Menschen hier zu verbessern und gerade Chancen für junge Menschen zu schaffen: ich nenne aus den Programmen unserer Durchführungsorganisationen GIZ und KfW insbesondere Tourismusentwicklung, duale Berufsbildung, Verbesserung der Strukturen im ländlichen Raum, Wasser- und Energieversorgung.

Unsere Unterstützung kann jedoch nur Hilfe zur Selbsthilfe sein, die Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen muss entscheidend von den albanischen Institutionen ausgehen. Die Bundesregierung und der Bundestag in Berlin haben Ja gesagt zum nächsten Schritt des Beitrittsprozesses Albaniens in die Europäische Union. Die Fortsetzung der notwendigen Reformen, besonders im Bereich Justiz und Verwaltung, Bekämpfung von Korruption und Organisierter Kriminalität, sind dafür Voraussetzung. Sie sind auch die Grundlage für die Verbesserung des Umfeldes für ausländische Investoren, die viele zusätzliche Arbeitsplätze schaffen könnten. Deutsche Investoren bleiben an Albanien interessiert, bisher konnte das Investitionsklima sie allerdings noch nicht zu größeren Investitionen überzeugen.

Auf vielen Feldern sind die bilateralen Beziehungen eng und vertrauensvoll, ich möchte beispielhaft die enge Kooperation beider Länder in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik und bei der Zusammenarbeit der Polizeien erwähnen. Die gute Zusammenarbeit der Sicherheitskräfte hat sich in diesem Jahr übrigens auch bei der Hilfe für deutsche Touristen in Not sehr bewährt, ich habe mich dafür bei Innenminister bedankt.

Ich werde nun die deutschen und deutschsprechenden Gäste in meiner Muttersprache begrüßen:

Liebe deutsche Gäste, einen besonders herzlichen Gruß an Sie alle, die hier in verschiedenen Bereichen arbeiten oder hier leben. Wir feiern 30 Jahre Mauerfall und haben erfahren, wie viel Anstrengung und Zeit es erfordert, die Lebensbedingungen in beiden Teilen Deutschlands anzugleichen. Mit diesem Hintergrund können wir hoffentlich den schwierigen albanischen Transformationsprozess aufmerksam und wo nötig geduldig, aber auch fordernd, begleiten. Ich hoffe möglichst viele von Ihnen zu treffen und kennenzulernen!

Besonders erwähnen möchte ich mein Botschaftsteam. Und hier meine ich sowohl die entsandten deutschen wie auch die albanischen Kolleginnen und Kollegen (die besser Deutsch sprechen als wir selber): herzlichen Dank an Sie alle auch im Namen meiner Frau für die herzliche Aufnahme und die großartige Zusammenarbeit!

Auch an alle Deutsch-Sprecher und -Lerner in Albanien richtet sich mein besonderer Gruß: ich habe selten ein Land erlebt, wo mit so viel Erfolg Deutsch gelernt wird, ich gratuliere Ihnen allen zu diesem beeindruckenden Niveau und freue mich auf die Begegnungen mit denen, die hier für die Vermittlung der deutschen Sprache, Kultur und Literatur tätig sind!

Liebe Gäste, wir wollen jetzt einen Toast auf Albanien und die deutsch-albanische Freundschaft ausbringen. Anschließend wünschen wir Ihnen einen schönen Abend und freuen uns auf die Gespräche und Begegnungen.

Bitte erheben Sie mit uns Ihr Glas: Wir stoßen an auf Wohlergehen, Glück und Gesundheit des Staatspräsidenten, des ganzen Landes und seiner Menschen!

Gёzuar!

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